Das zuständige ISO-Gremium hat den aktualisierten Zeitplan für die Revision der Qualitätsmanagementnorm bekanntgegeben: Die Fertigstellung der überarbeiteten ISO 9001 verschiebt sich voraussichtlich auf Herbst 2026. Ursprünglich war eine Veröffentlichung Ende 2025 geplant. Hintergrund der Verzögerung ist die Entscheidung der Arbeitsgruppe TC176 SC2 WG 29, einen Committee Draft 2 (CD2) zu erstellen und diesen wiederum einer Kommentierungsrunde zu unterziehen.
Dieser Entschluss wird seitens der Vertreter von DGQ und DIN begrüßt. „Der Schritt ist notwendig, um derzeit noch klärungsbedürftige Fragestellungen anzugehen“, erläutert Thomas Votsmeier, Leiter Normung DGQ und Mitglied des ISO-Gremiums sowie fachliche Leitung des entsprechenden Spiegelgremiums beim DIN. „Diese betreffen zum einen die Harmonisierung der Begriffe und Grundsätze der ISO 9000 mit den Anforderungen in der ISO 9001, zum anderen die Sicherstellung der eindeutigen und korrekten Nutzung der Vorgabe der ISO Annex SL Harmonized Structure.“
Die Entscheidung für die Erstellung des CD2 war im Nachgang der vergangenen ISO-Meetings zur Kommentarbehandlung des CD gefallen, die zum Teil in Detroit, zum Teil online stattgefunden haben.
Quelle: DGQ
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die EU-Richtlinie CSRD verlangt von Unternehmen ab 2026 die Erstellung von Nachhaltikeitsberichten. Zur Erstellung dieser Berichte dürfen nur Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beauftragt werden. Dekra und Wirtschaftsverbände fordern eine Marktöffnung für Prüfdienstleister.
Mehr als 15.000 Unternehmen in Deutschland müssen ab 2026 einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, um den Anforderungen der EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gerecht zu werden. Die Berichterstellung erfordert erhebliche Zeit und finanzielle Ressourcen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Neben den internen Aufwänden fallen externe Kosten für die Prüfung der Berichte an. In Deutschland dürfen dafür nur Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beauftragt werden – eine Regelung, die laut Kritikern den Markt unnötig verknappt und die Kosten in die Höhe treibt.
Die Prüfgesellschaft kritisiert das und fordert eine Marktöffnung für Prüforganisationen. In Frankreich, Spanien und Dänemark sei dies bereits der Fall. Während dort sowohl Wirtschaftsprüfer als auch unabhängige Prüfdienstleister zugelassen sind, beschränkt sich Deutschland auf Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Dekra-CFO Wolfgang Linsenmaier sieht insbesondere KMU benachteiligt: „Sie müssen dann um einen der begehrten Plätze als Kunde kämpfen,“ sagt Linsenmaier. Er befürchtet, dass viele Unternehmen keinen einfachen Zugang zu Prüfern mit der nötigen Expertise erhalten könnten.
Das Bundesjustizministerium begründet die Einschränkung mit rechtlichen Anforderungen, denen unabhängige Prüfinstitute derzeit nicht gerecht werden könnten. Da keine „gleichwertigen rechtlichen Anforderungen für Umweltgutachter“ vorlägen, sei es rechtlich nicht möglich, den Markt für sie zu öffnen. Dekra sieht dies anders und schlägt vor, entsprechende Anforderungen in einem „Konformitätsbewertungsprogramm“ zu definieren, was in anderen Bereichen, wie der Lebensmittelprüfung, bereits umgesetzt wurde.
Quelle: DGQ
Über 80 Stellungnahmen von Wirtschafts- und Branchenverbänden, darunter der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, der Verband der Elektro- und Digitalindustrie sowie der Digitalverband Bitkom, unterstützen die Forderung nach einer Marktöffnung. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert eine Ausweitung des Kreises zugelassener Prüfer. Bislang blieben diese Forderungen jedoch erfolglos.
Die Revision der ISO 9001 verzögert sich: Im nächsten Schritt wird zunächst ein zusätzlicher Entwurf – ein sogenannter Commitee Draft 2 (CD2) – erstellt. Voraussichtlich kommt es dadurch erst 2026 zur Veröffentlichung der überarbeiteten Qualitätsmanagementsystemnorm anstatt,
wie bisher geplant, Ende 2025. Das ist eines der Ergebnisse der letzten ISO-Meetings, die im Juli zum Teil in Detroit, zum Teil online stattfanden.
Bei den Treffen gingen die Mitglieder der für die Revision zuständigen Arbeitsgruppe des ISO TC 176 den aktuellen Commitee Draft (CD) durch und begannen damit, die Kommentare zu bewerten und einzuarbeiten. Im Nachgang fiel die Entscheidung, dass die ISO 9001 einen zusätzlichen Commitee Draft (CD2) durchlaufen wird.
„Der aktuelle Stand des Dokuments ist noch nicht reif für einen Draft International Standard (DIS)”, beurteilt Thomas Votsmeier, Leiter Normung DGQ und Mitglied des ISO-Gremiums sowie fachliche Leitung des entsprechenden Spiegelgremiums bei DIN, die Situation.
„Aufgrund von einigen derzeit noch ungeklärten strukturellen Entscheidungen, einer großen Zahl von noch nicht bearbeiteten Kommentaren und dem Fehlen eines abgestimmten erläuternden Anhangs haben wir uns deutlich dafür stark gemacht, einen CD2 zu erstellen.
Die Entscheidung der SC2 Leitung wird von uns positiv und zielführend bewertet.“
In Folgeterminen im September wird über noch nicht abschließend beurteilte Kommentare und die Struktur des überarbeiteten Anhangs entschieden. Ein aktualisierter Zeitplan mit Beschreibung der weiteren Vorgehensweise wird ebenfalls dann vorgelegt.
ISO TC 176 hatte die vorzeitige Revision der Qualitätsmanagementsystemnorm im August 2023 angekündigt.
Mit der Überarbeitung werden primär die Struktur der Norm an die „harmonized structure“ für Managementsystemnormen angepasst sowie Erläuterungen zu erklärungsbedürftigen Anforderungen und Prinzipien erarbeitet. Nach derzeitigem Stand kommen auf Organisationen neue bzw. geänderte Anforderungen zu folgenden Themen zu: Ethik und Integrität, Vision, Mission und Werte, Qualitätskultur sowie Umgang mit Chancen und Risiken.
Quelle: DGQ
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